D-Q5577

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Commentary

Transcript

Mein theurer Bruder, Justus Lipsius

Warlichs' Abhandlung ist eingelaufen, sie zirkuliert noch bei
einigen distinguierten Brüdern. Das Vergnügen, das sie mir
gewährte, weil ich jetzt durch kurze Wiederholung der Gedanken-
reihe mir, nach meiner Art, erneuern.

1) Als Einleitung beweist er durch Beispiele, daß die be-
rühmtesten Nationen des Alterthums nach einander er-
loschen und blos die Juden sich in ihrem Charakter religiöser
Verbindung u.s.w. als ein besonderes Volk erhalten habe.

2) Er erweiset aus der Geschichte dieses Volks, daß es
ein vorzüglicher Gegenstand der Leitung der Vorsehung
war.

3) Die Verehrung des einigen Gottes und die hierauf
zweckende Gesetzgebung Mosis, dessen Ceremoniendienst
sie von allen Nationen absonderte, giebt er als die vor-
züglichsten Mittel an, wodurch diese Nation sich in ältern Zeiten
bei allen Revolutionen erhieltn.|<2>

4) Nun suchet er (als Beantwortung der Frage) vier Ursachen an,
von der in den neuern Zeiten fortdauernden religiösen
Societät der Juden:
a) die Gewohnheit sich an jedem Sabbath zu versammeln,
und der Vorlesung der Gesetze beizuwohnen;
b) die Beibehaltung eines Theiles des Ceremonien-
dienstes;
c) die in den von ihnen so hochgeachteten Schriften der
Rabbinen vorkommenden Lästerungen Christus
und seiner Jünger.
d) den Druck unter dem sie leben.
Ich mache hierüber folgende kurze, gutgemeinte und frei-
müthige Bemerkungen.

1) der Verf. hat allerdings einige wichtige Ursachen der
Fortdauer der religiösen Verbindung der Juden angegeben:
nur möchte es vielleicht manchen unschicklich vorkommen,
die Gewohnheit Christum zu lästern u den Durck und Verfolgung
als Mittel in den Händen Gottes zu betrachten. Könnten diese
Gedanken nicht von einer andern Seine dargestellt werden?|<3>
Ausserdem hat der Verf. einige der wichtigsten Ursachen mit Still-
schweigen übergangen.

2) Die Verbindung der Sätze ist der Ordnung angemessen; so wie
die Entwicklung der Gedanken einen graden Weg nimt, ohne
grosser Einmischung fremder Vorstellungen, als welches dieser
Abhandlung vor manchen Produkten junger Männer einen
wahren Werth giebt.

3) Die Schreibart ist edel ohne gleisenden Schmuck der Poesie
u Beredsamkeit, durch Lektüre gebildet. Sie zeigt eben so von einem
gutmüthigen Charakter, als geläuterten Einsichten und Aufklärung.

4) Doch gebietet die Klugheit in einzelnen Fällen von letzterer
um der guten Sache nicht zu schaden, einen vorsichtigen Gebrauch
zu machen.

Dieses mein Privaturtheil können Sie ihm allenfals sagen, woraus
es auch schließen kann, daß eingeschickte Abhandlungen nicht unge-
nutzt bei den ältern Bbrn liegen bleiben.

        Zum Ardibehescht
Wegen der vorgeschlagenen Beamten im Hanöverschen jetzt dieses:
Ist er der Mann, wie Sie ihn schildern, so gereicht es ihm ohn-
streitig zur dringenden Empfehlung, da Forstmänner,|<4>
(wie Jäger, Soldaten, Nomaden pp) wegen ihrer rauhren Lebensart
"oft mindertheilnehmende Menschheit äussern. Von seiner
"Holzsammlung wünschte ich vors erste nur ein Namen-
"verzeichnis, und im Fall ausländische dabei sind, den Geburts-
"ort nebst einer kurzen Beschreibung der Einrichtung zu w[***]

War Ihr zweiter vorgeschlagener Kandidat in
Riga in Kondition? in einem halb englischen Hause? oder
hat er einen gleichens Namen dort gekannt? Überhaupt
wünscht man eine genauere Beschreibung der moralisch, politischen
Seite.
Eben erhalte ich Ihren Chordad u danke Ihnen
für Ihre schöne Abhandlung. Ich bin schon zu weitläufig
gewesen, daß ich jetzt abbrechen und meine Anmer-
kungen auf ein andermal versparen muß. Mit
wahrer Liebe bin ich
                                         Ihr
                                           treuverbundener
                                                  Basilius

Notes