D-Q4125: Difference between revisions
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sie sich sonst gleich bey mir in einen kleinen Zirkel | sie sich sonst gleich bey mir in einen kleinen Zirkel | ||
einschließt, nach denen Begriffen, womit ich meinen | einschließt, nach denen Begriffen, womit ich meinen | ||
Kopf von Klagen <i>ad interesse</i> oder | Kopf von Klagen <i>ad interesse</i> oder <i>in Factum</i> ge- | ||
schwängert habe, von dem Vorsatze abhalten, den ich | [<2>] | schwängert habe, von dem Vorsatze abhalten, den ich | [<2>] | ||
unwiederruflich zu meiner Schadloshaltung ge- | unwiederruflich <s>zu</s> meiner Schadloshaltung ge- | ||
widmet habe. Sie mögen immerhin über diesen | widmet habe. Sie mögen immerhin über diesen | ||
Eigennutz erstaunen, wenn Sie mir nur erlauben | Eigennutz erstaunen, wenn Sie mir nur erlauben | ||
bey gegenwärtiger Muße meinen Regreß | bey gegenwärtiger Muße meinen Regreß an# | ||
nen nehmen zu dürfen. Aber zum voraus ers[uche] | nen nehmen zu dürfen. Aber zum voraus ers[uche] | ||
ich Sie Sich mit der Geduld auszurüsten, die [ | ich Sie Sich mit der Geduld auszurüsten, die H[o-] | ||
raz dort jenem Schwätzer aushalten muste: | raz dort jenem Schwätzer aushalten muste: De[nn] | ||
heute ruhe ich nicht eher, bis ich meine An- | heute ruhe ich nicht eher, bis ich meine An- | ||
sprüche in einem langen Briefe voller Kar[i-] | sprüche in einem langen Briefe voller Kar[i-] | ||
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handwercksmäßig macht mich das leidige ### | handwercksmäßig macht mich das leidige ### | ||
thum der Gerechtigkeit! Nun aber, theurer | thum der Gerechtigkeit! Nun aber, theurer | ||
Herr Hofrath, erlauben Sie | Herr Hofrath, erlauben Sie mir nach Ihrer G[üte][?] | ||
mich mit | mich mit wahrer Teilnehmung nach Ihrem Befin- | ||
den zu erkundigen. Im Schoose der reinsten Fr[eund]- | den zu erkundigen. Im Schoose der reinsten Fr[eund]- | ||
schaft glücklich, höre ich Sie | schaft glücklich, höre ich Sie auf diese Frage ant- | ||
worten, und diese Antwort ist, wie Sie Sich leicht | worten, und diese Antwort ist, wie Sie Sich leicht | ||
vorstellen können, Wunsch und Glück für mich. | vorstellen können, Wunsch und Glück für mich. | ||
Vermuthlich wollen Sie nach dero ädeln Herzen | Vermuthlich wollen Sie nach dero ädeln Herzen | ||
auch wissen, was ich mache. Diß will ich Ihnen in | auch wissen, was ich mache. Diß will ich Ihnen in | ||
Rücksicht auf unsere | Rücksicht auf unsere erh[abene] Verbindung ganz frei | ||
sagen. ich bin meiner eingeschränkten Kenntniße | sagen. ich bin meiner eingeschränkten Kenntniße | ||
und des Flors, der mir das Heiligthum unsers | und des Flors, der mir das Heiligthum unsers | ||
Line 57: | Line 57: | ||
te Anzeichen einer solchen Freundschaft gefunden hab, | te Anzeichen einer solchen Freundschaft gefunden hab, | ||
die die menschliche Natur verädelt und nach der | die die menschliche Natur verädelt und nach der | ||
Vermehrung der | Vermehrung der Masse der menschlichen Glückseligkeit | ||
wirksamst ringt. Nicht eigentliche Geheimisse, nicht | [<3>] | wirksamst ringt. Nicht eigentliche Geheimisse, nicht | [<3>] | ||
Zeugnisse und Erklärungen des Alterthums, als | Zeugnisse und Erklärungen des Alterthums, als | ||
welche dem Forscher und Zweifler hinwieden nichts | welche dem Forscher und Zweifler hinwieden nichts | ||
mehr als blose Bruchstücke von den Revolutionen | mehr als blose Bruchstücke von den Revolutionen | ||
der Pflanzung und Kultur des menschlichen Ver- | der Pflanzung und Kultur des menschlichen Ver- | ||
standes und Herzens überliefern - - | standes und Herzens überliefern - - nein auf- | ||
suchung, Entwicklung und Direktion der Würde | suchung, Entwicklung und Direktion der Würde | ||
und Rechte der Menschheit, Honig der Weisheit | und Rechte der Menschheit, Honig der Weisheit | ||
im | im Reiche der Natur und der Menschheit gesucht, ge- | ||
funden und in die Zellen des erl. [Ordens] zusammen | funden und in die Zellen des erl. [Ordens] zusammen | ||
getragen, Quellen der reinsten Freundschaft, der auf- | getragen, Quellen der reinsten Freundschaft, der auf- | ||
Line 73: | Line 72: | ||
schränkten Verhältnissen der menschlichen Natur fähig | schränkten Verhältnissen der menschlichen Natur fähig | ||
seyn können, gleiche Empfänglichkeit, gleicher Genuß- | seyn können, gleiche Empfänglichkeit, gleicher Genuß- | ||
- - kurz das reinste Feuer der Empfindungen, das | |||
in Sterblichen brennt, die ihre Seelen zur Tugend | in Sterblichen brennt, die ihre Seelen zur Tugend | ||
und ihr Herz zu ädlen Freunden empor geschwungen | und ihr Herz zu ädlen Freunden empor geschwungen | ||
haben, die sich einander in dem höchsten | haben, die sich einander in dem höchsten Punkte[?] der menschl[ichen] Ver- | ||
ädelung und Verfeinerung und der sanftesten Har- | ädelung und Verfeinerung und der sanftesten Har- | ||
monie berühren, ihren moralischen Wert ohne Stolz | monie berühren, ihren moralischen Wert ohne Stolz | ||
fülen, andere von den nämlichen Werte, wie sich | fülen, andere von den nämlichen Werte, wie sich | ||
selbst schätzen und lieben, und die sich in lauter Liebe, | selbst schätzen und lieben, und die sich in lauter Liebe, | ||
Hochachtung, Wolwollen und Wolthun | Hochachtung, Wolwollen und Wolthun ergiessen - - | ||
- - diese und keine andern Kleinode stelle ich mir | - - diese und keine andern Kleinode stelle ich mir | ||
als die Heiligthümer des Tempels unserer | als die Heiligthümer des Tempels unserer erh[abenen] | ||
Verbindung vor. Möchte ich doch so tugendhaft seyn, | Verbindung vor. Möchte ich doch so tugendhaft seyn, | ||
daß ich mich, diese der einst mit reinen Augen an- | daß ich mich, diese der einst mit reinen Augen an- | ||
schauen und mit würdigen Herzen verehren zu | schauen und mit würdigen Herzen verehren zu | ||
dürfen, schmeicheln könnte! Hingegen aber haben für | [<4>] | dürfen, schmeicheln könnte! Hingegen aber haben für | [<4>] | ||
mich Hieroglyphen wenig Anzüglichkeit, und ich k[ann] | mich Hieroglyphen wenig Anzüglichkeit, und ich k[ann] | ||
so sehr die menschl[iche] Natur auch zum Wunderbaren, z[ur | so sehr die menschl[iche] Natur auch zum Wunderbaren, z[ur] | ||
Vergleichung und Analogie aufgelegt zu seyn | Vergleichung und Analogie aufgelegt zu seyn schei[nt,] | ||
nicht begreifen, warum, da | nicht begreifen, warum, da teils orientalische Pf[lan-] | ||
zen nicht auf | zen nicht auf nördlichem Boden gedeihen, teils aber ## | ||
jene Verhältnisse und Ursachen, warum die Ädlen | jene Verhältnisse und Ursachen, warum die Ädlen | ||
Wesen des Alterthums sich sinnbildlich ausdrücken[,] | |||
###dels Sprache reden musten, gehoben sind, und [der][?] | |||
Genius unserer Zeit bey gestiegener Kultur und | Genius unserer Zeit bey gestiegener Kultur und | ||
Aufklärung lichtvoller ist, dennoch Wahrheit in | Aufklärung lichtvoller ist, dennoch Wahrheit in den [mir] | ||
bis hierzu bekannt gewordenen symbolischen Graden | bis hierzu bekannt gewordenen symbolischen Graden [nicht][?] | ||
anders, als unter der Hülle hieroglyphischer Schatten- | anders, als unter der Hülle hieroglyphischer Schatten- | ||
bilder erscheine. Wird nicht überdiß dadurch auch der | bilder erscheine. Wird nicht überdiß dadurch auch der | ||
ohnehin so sehr relative und mit weit mehr verne[inen-] | ohnehin so sehr relative und mit weit mehr verne[inen-] | ||
den, als bejahenden Ideen belebte menschliche | den, als bejahenden Ideen belebte menschliche Verst[and] | ||
Missdeutungen und Schwärmerein ausgesezt? Hier[bey][?] | |||
wundere ich mich darüber, dass, da der D. unser Erzstein | wundere ich mich darüber, dass, da der D. unser Erzstein | ||
ist, | ist, wir solchen mit unter über Gewissen bey uns th## | ||
nen lassen: denn was anders, als dieses ist ein | nen lassen: denn was anders, als dieses ist ein groß[er] | ||
Teil jenes Versprechens, das | Teil jenes Versprechens, das aufgenommene le[isten] | ||
müssen. Die Geschichte und Erfahrung, Beispiele | müssen. Die Geschichte und Erfahrung, Beispiele | ||
von | von Monarchen bis auf Nachtwächter lehren, ### | ||
wie wenig der größte Theil der Menschen Eid und | wie wenig der größte Theil der Menschen Eid und | ||
Pflicht achtet, und wie selten wahre Tugend ist: W[as | Pflicht achtet, und wie selten wahre Tugend ist: W[as] | ||
also können wir bey unsern Rezepten nicht nur vor- | also können wir bey unsern Rezepten nicht nur vor- | ||
aussetzen, sondern auch so gemessen vorschreiben, | aussetzen, sondern auch so gemessen vorschreiben, | ||
dass sie sämtlich tugendhaft seyn und auf ### | dass sie sämtlich tugendhaft seyn und auf wei### | ||
seyn sollen. Werden als nicht Meineidige | seyn sollen. Werden als nicht Meineidige gemacht[?]| [<5>] | ||
Möchte doch dieser Ausdruck falsch, ganz falsch seyn! | Möchte doch dieser Ausdruck falsch, ganz falsch seyn! | ||
Aber leider! prediget mir meine Überzeugung, daß | Aber leider! prediget mir meine Überzeugung, daß | ||
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Menschheit, die erforderliche Reform. ich komme | Menschheit, die erforderliche Reform. ich komme | ||
nun auf den Vorsatz, der mich belebt[?], mich, | nun auf den Vorsatz, der mich belebt[?], mich, | ||
so viel es nach | so viel es nach meinem, dermaligen engen, von | ||
lästigen und unbelohnten Dienstverrichtungen durch- | lästigen und unbelohnten Dienstverrichtungen durch- | ||
webten, Wirkungskreise geschehn kann, für den | webten, Wirkungskreise geschehn kann, für den | ||
erl | erl[auchten] [Orden] um nützliche Mitglieder alhier zu bewerben: | ||
ich stehe mit verschiedenen Freunden, nämlich mit | ich stehe mit verschiedenen Freunden, nämlich mit | ||
Br. Reinhardt, Br. Manert, Br. Lossius, D. Vogt, Stadt- | Br. Reinhardt<ref>Vermutlich Adam Christian Friedrich Reinhard [[Item:Q97706]].</ref>, Br. Manert[?], Br. Lossius<ref>Vermutlich Johann Christan Lossius [[Item:Q94429]].</ref>, D. Vogt, Stadt- | ||
vogt Reichard, Assesor | vogt Reichard, Assesor Gerberg und Sel. Günther, in | ||
einer Verbindung, die sich auf den Trümmern | einer Verbindung, die sich auf den Trümmern | ||
des Concordien Ordens dahin wieder errichtet hat, | [<6>] | des Concordien Ordens dahin wieder errichtet hat, | [<6>] | ||
daß wir auf biedere teutsche Manier gute | daß wir auf biedere teutsche Manier gute | ||
Freunde unter einander bleiben wollen. Alle | Freunde unter einander bleiben wollen. Alle | ||
diese Männer sind so beschaffen, daß ich gla[ube] | diese Männer sind so beschaffen, daß ich gla[ube] | ||
sie würden dem erl | sie würden dem erl[auchten] [Orden] keine Schande machen. | ||
einige derselben aber dürften, nach ihren Fäh[ig]- | einige derselben aber dürften, nach ihren Fäh[ig]- | ||
keiten zu urteilen, als Matadors mit an[zu-] | keiten zu urteilen, als Matadors mit an[zu-] | ||
sehen seyn. Nur aber sind alle diese | sehen seyn. Nur aber sind alle diese Freunde | ||
schon gesezte Männer, die an und vor sich, | schon gesezte Männer, die an und vor sich, o[hne] | ||
durch ein besonderes Interesse angezogen zu w[er-] | durch ein besonderes Interesse angezogen zu w[er-] | ||
den, keinen Hang zu einer geheimen Gese[ll-] | den, keinen Hang zu einer geheimen Gese[ll-] | ||
schaft haben. Es würde ihnen auch | schaft haben. Es würde ihnen auch auffall[end][?] | ||
seyn ein unverhältnissmäßiges jüngeres M[it-] | seyn ein unverhältnissmäßiges jüngeres M[it-] | ||
glied des erhabenen [Ordens] zum Direktor zu haben | glied des erhabenen [Ordens] zum Direktor zu haben | ||
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Stücken nur auf erst zu bildende Menschen | Stücken nur auf erst zu bildende Menschen | ||
passen, gleichsam schulmäßig behandelt zu w[er-] | passen, gleichsam schulmäßig behandelt zu w[er-] | ||
den. Gleichwol wünschte ich, wo nicht alle, d[och | den. Gleichwol wünschte ich, wo nicht alle, d[och] | ||
einige von ihnen in dem Schoose des erl[auchten] [Ordens] zu | einige von ihnen in dem Schoose des erl[auchten] [Ordens] zu | ||
sehen. Bei so | sehen. Bei so bewandten Umständen lege ich | ||
Ew. Wolgeb. die Fragen zum Ermessen | Ew. Wolgeb. die Fragen zum Ermessen u[nd] | ||
Entscheiden vor: Ist es rathsam diß zu ver- | Entscheiden vor: Ist es rathsam diß zu ver- | ||
suchen? Wie könnte ich allenfalls einen V[er-] | suchen? Wie könnte ich allenfalls einen V[er-] | ||
such anfangen, und wie weit könnte ich dari[n] | such anfangen, und wie weit könnte ich dari[n] | ||
fort schreiten? Der gute Taulerus sizt bey | fort schreiten? Der gute Taulerus<ref> Johann Caspar Tromsdorf [[Item:Q1236]].</ref> sizt bey e[iner][?] | ||
schlechten Bedienung auf seinem Dörfgen e[in-] | |||
sam und verlassen, muss, da er nicht ein mal | [<7>] | sam und verlassen, muss, da er nicht ein mal | [<7>] | ||
bey seiner gewöhnlichen Amtsverrichtung sich | |||
bey seiner gewöhnlichen | |||
im Winter zu wärmen Gelegenheit hat, seine | im Winter zu wärmen Gelegenheit hat, seine | ||
Gesundheit aufopfern, und seine Känntnisse | Gesundheit aufopfern, und seine Känntnisse | ||
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einen würdigen Mann glücklich machen und | einen würdigen Mann glücklich machen und | ||
einen fleisigen Arbeiter in dem Weinberg des | einen fleisigen Arbeiter in dem Weinberg des | ||
erl | erl[auchten] [Ordens] versetzen. Nun wahrhaftig das heißt | ||
nicht geschrieben, sondern geschmiert! Verge- | nicht geschrieben, sondern geschmiert! Verge- | ||
ben Sie mir diese weitläuftige Zudring- | ben Sie mir diese weitläuftige Zudring- | ||
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sehr aus Neigung, als aus Schuldigkeit schätze | sehr aus Neigung, als aus Schuldigkeit schätze | ||
mich glücklich mit ehrerbietiger Hochachtung und | mich glücklich mit ehrerbietiger Hochachtung und | ||
Freundschaft durch die | Freundschaft durch die heilige Zal[?] zu verharren | ||
Ew. Wolgeb. | Ew. Wolgeb. | ||
L_ _ _ _ _ _ _ s gehorsamster | L_ _ _ _ _ _ _ s gehorsamster |
Latest revision as of 23:02, 18 October 2020
- Metadata: Item:Q4125
- Transcript and Commentary: Erik Liebscher (talk) 10:54, 26 June 2019 (CEST)
Commentary
Transcript
R. AEMILIO S.P.D. Ulpianus.
Schade für mich, daß Ew. Wohlgeb. neulicher kurzer
Auffenthalt alhier meinen Wunsch, mich dero daseyns
zu erfreuen, vereitelt hat. Seit dem ich das Glück
habe mit Ew. Wohlgeb. verbunden zu seyn, hege ich
warme Hochachtung und Freundschaft für Dieselben, und
natürlich also buhle ich um die wollustvollen Empfindun-
gen, die dero Unterhaltung in mir rege macht. Jenes
Versprechen, daß Ihr Herz und Mund mir dahin mach-
ten, daß Sie Sich bey dero Anherokunft mir auf einige
Stunden schenken wollten, beseelte meine Einbildungs-
kraft mit süssen Freuden, ich zälte die Tage, prieß
den, der mir Genuß gewähren würde, leide! aber
giengen Ew. Wolgeb. hier durch, ohne es mir wissen
zu lassen. Freilich hingen Sie von den fatalen Um-
ständen ab, die meine Hofnung täuschten; aber
so wenig ich Ihnen auch diß mein Mißgeschick zurech-
nen kann, so wenig kann ich die Selbstliebe, wenn
sie sich sonst gleich bey mir in einen kleinen Zirkel
einschließt, nach denen Begriffen, womit ich meinen
Kopf von Klagen ad interesse oder in Factum ge-
schwängert habe, von dem Vorsatze abhalten, den ich | [<2>]
unwiederruflich zu meiner Schadloshaltung ge-
widmet habe. Sie mögen immerhin über diesen
Eigennutz erstaunen, wenn Sie mir nur erlauben
bey gegenwärtiger Muße meinen Regreß an#
nen nehmen zu dürfen. Aber zum voraus ers[uche]
ich Sie Sich mit der Geduld auszurüsten, die H[o-]
raz dort jenem Schwätzer aushalten muste: De[nn]
heute ruhe ich nicht eher, bis ich meine An-
sprüche in einem langen Briefe voller Kar[i-]
katuren geltend gemacht habe. Sehen Sie, so
handwercksmäßig macht mich das leidige ###
thum der Gerechtigkeit! Nun aber, theurer
Herr Hofrath, erlauben Sie mir nach Ihrer G[üte][?]
mich mit wahrer Teilnehmung nach Ihrem Befin-
den zu erkundigen. Im Schoose der reinsten Fr[eund]-
schaft glücklich, höre ich Sie auf diese Frage ant-
worten, und diese Antwort ist, wie Sie Sich leicht
vorstellen können, Wunsch und Glück für mich.
Vermuthlich wollen Sie nach dero ädeln Herzen
auch wissen, was ich mache. Diß will ich Ihnen in
Rücksicht auf unsere erh[abene] Verbindung ganz frei
sagen. ich bin meiner eingeschränkten Kenntniße
und des Flors, der mir das Heiligthum unsers
Tempels, noch zur Zeit verhüllt, ungeachtet, glück-
lich, recht glücklich, indem ich bey dem erhab. [Ordnes] b[es-]
te Anzeichen einer solchen Freundschaft gefunden hab,
die die menschliche Natur verädelt und nach der
Vermehrung der Masse der menschlichen Glückseligkeit
wirksamst ringt. Nicht eigentliche Geheimisse, nicht | [<3>]
Zeugnisse und Erklärungen des Alterthums, als
welche dem Forscher und Zweifler hinwieden nichts
mehr als blose Bruchstücke von den Revolutionen
der Pflanzung und Kultur des menschlichen Ver-
standes und Herzens überliefern - - nein auf-
suchung, Entwicklung und Direktion der Würde
und Rechte der Menschheit, Honig der Weisheit
im Reiche der Natur und der Menschheit gesucht, ge-
funden und in die Zellen des erl. [Ordens] zusammen
getragen, Quellen der reinsten Freundschaft, der auf-
geklärte und tugendhafte Sterblichen bey den einge-
schränkten Verhältnissen der menschlichen Natur fähig
seyn können, gleiche Empfänglichkeit, gleicher Genuß-
- - kurz das reinste Feuer der Empfindungen, das
in Sterblichen brennt, die ihre Seelen zur Tugend
und ihr Herz zu ädlen Freunden empor geschwungen
haben, die sich einander in dem höchsten Punkte[?] der menschl[ichen] Ver-
ädelung und Verfeinerung und der sanftesten Har-
monie berühren, ihren moralischen Wert ohne Stolz
fülen, andere von den nämlichen Werte, wie sich
selbst schätzen und lieben, und die sich in lauter Liebe,
Hochachtung, Wolwollen und Wolthun ergiessen - -
- - diese und keine andern Kleinode stelle ich mir
als die Heiligthümer des Tempels unserer erh[abenen]
Verbindung vor. Möchte ich doch so tugendhaft seyn,
daß ich mich, diese der einst mit reinen Augen an-
schauen und mit würdigen Herzen verehren zu
dürfen, schmeicheln könnte! Hingegen aber haben für | [<4>]
mich Hieroglyphen wenig Anzüglichkeit, und ich k[ann]
so sehr die menschl[iche] Natur auch zum Wunderbaren, z[ur]
Vergleichung und Analogie aufgelegt zu seyn schei[nt,]
nicht begreifen, warum, da teils orientalische Pf[lan-]
zen nicht auf nördlichem Boden gedeihen, teils aber ##
jene Verhältnisse und Ursachen, warum die Ädlen
Wesen des Alterthums sich sinnbildlich ausdrücken[,]
###dels Sprache reden musten, gehoben sind, und [der][?]
Genius unserer Zeit bey gestiegener Kultur und
Aufklärung lichtvoller ist, dennoch Wahrheit in den [mir]
bis hierzu bekannt gewordenen symbolischen Graden [nicht][?]
anders, als unter der Hülle hieroglyphischer Schatten-
bilder erscheine. Wird nicht überdiß dadurch auch der
ohnehin so sehr relative und mit weit mehr verne[inen-]
den, als bejahenden Ideen belebte menschliche Verst[and]
Missdeutungen und Schwärmerein ausgesezt? Hier[bey][?]
wundere ich mich darüber, dass, da der D. unser Erzstein
ist, wir solchen mit unter über Gewissen bey uns th##
nen lassen: denn was anders, als dieses ist ein groß[er]
Teil jenes Versprechens, das aufgenommene le[isten]
müssen. Die Geschichte und Erfahrung, Beispiele
von Monarchen bis auf Nachtwächter lehren, ###
wie wenig der größte Theil der Menschen Eid und
Pflicht achtet, und wie selten wahre Tugend ist: W[as]
also können wir bey unsern Rezepten nicht nur vor-
aussetzen, sondern auch so gemessen vorschreiben,
dass sie sämtlich tugendhaft seyn und auf wei###
seyn sollen. Werden als nicht Meineidige gemacht[?]| [<5>]
Möchte doch dieser Ausdruck falsch, ganz falsch seyn!
Aber leider! prediget mir meine Überzeugung, daß
Abforderung eines Eides, der, mit der menschlichen
Natur verglichen, sehr schwer zu halten ist, und, der
Erfahrung nach, nicht selten übertreten wird, keine
entfernte Ursache des Meineides seyn kann.
Nur allein kann, meines Ermessens, der Eid der
Verschwiegenheit gerechtfertiget werden: Denn
jeder andere Eid legt der Freiheit Ketten an,
und enthält nicht die reinsten Motiven, womit
die Moral dem Menschen zur Tugend auffordert.
Irre ich, nun so erzeigen Sie mir die Liebe auch
zu belehren; wo aber nicht: so bewirken Sie,
ich beschwöre Sie bey den heiligen Rechten der
Menschheit, die erforderliche Reform. ich komme
nun auf den Vorsatz, der mich belebt[?], mich,
so viel es nach meinem, dermaligen engen, von
lästigen und unbelohnten Dienstverrichtungen durch-
webten, Wirkungskreise geschehn kann, für den
erl[auchten] [Orden] um nützliche Mitglieder alhier zu bewerben:
ich stehe mit verschiedenen Freunden, nämlich mit
Br. Reinhardt[1], Br. Manert[?], Br. Lossius[2], D. Vogt, Stadt-
vogt Reichard, Assesor Gerberg und Sel. Günther, in
einer Verbindung, die sich auf den Trümmern
des Concordien Ordens dahin wieder errichtet hat, | [<6>]
daß wir auf biedere teutsche Manier gute
Freunde unter einander bleiben wollen. Alle
diese Männer sind so beschaffen, daß ich gla[ube]
sie würden dem erl[auchten] [Orden] keine Schande machen.
einige derselben aber dürften, nach ihren Fäh[ig]-
keiten zu urteilen, als Matadors mit an[zu-]
sehen seyn. Nur aber sind alle diese Freunde
schon gesezte Männer, die an und vor sich, o[hne]
durch ein besonderes Interesse angezogen zu w[er-]
den, keinen Hang zu einer geheimen Gese[ll-]
schaft haben. Es würde ihnen auch auffall[end][?]
seyn ein unverhältnissmäßiges jüngeres M[it-]
glied des erhabenen [Ordens] zum Direktor zu haben
und nach den ersten Graden, die in vielen
Stücken nur auf erst zu bildende Menschen
passen, gleichsam schulmäßig behandelt zu w[er-]
den. Gleichwol wünschte ich, wo nicht alle, d[och]
einige von ihnen in dem Schoose des erl[auchten] [Ordens] zu
sehen. Bei so bewandten Umständen lege ich
Ew. Wolgeb. die Fragen zum Ermessen u[nd]
Entscheiden vor: Ist es rathsam diß zu ver-
suchen? Wie könnte ich allenfalls einen V[er-]
such anfangen, und wie weit könnte ich dari[n]
fort schreiten? Der gute Taulerus[3] sizt bey e[iner][?]
schlechten Bedienung auf seinem Dörfgen e[in-]
sam und verlassen, muss, da er nicht ein mal | [<7>]
bey seiner gewöhnlichen Amtsverrichtung sich
im Winter zu wärmen Gelegenheit hat, seine
Gesundheit aufopfern, und seine Känntnisse
sind am unrechten Orte vergraben. ich wünschte
sehr, dass der gute Mann von diesem seinem
Missgeschicke befreiet werden könnte: aber
freilich fehlt es mir an Kräften diesen from-
men Wunsch auszuführen. Könnten Ew. Wol-
geb. ihn einmal bessere Gelegenheit zu sei-
nem Fortkommen verschaffen: so würden Sie
einen würdigen Mann glücklich machen und
einen fleisigen Arbeiter in dem Weinberg des
erl[auchten] [Ordens] versetzen. Nun wahrhaftig das heißt
nicht geschrieben, sondern geschmiert! Verge-
ben Sie mir diese weitläuftige Zudring-
lichkeit ihres Beweggrundes halber, und wenn
Sie von mir schwache Urteile lesen, so ertragen
Sie mich mit Geduld; wo aber Dreistigkeit,
mit gütigem Verzeihen: wenigstens aber glau-
ben Sie, dass ich mich gegen Sie aufrichtig herau[s-]
gelassen habe, und sprechen Sie mir das Ur-
teil: es mag zur Noth so hingehen! Eben so
sehr aus Neigung, als aus Schuldigkeit schätze
mich glücklich mit ehrerbietiger Hochachtung und
Freundschaft durch die heilige Zal[?] zu verharren
Ew. Wolgeb.
L_ _ _ _ _ _ _ s gehorsamster
23/3 1154. Ulpian.
Notes
- ↑ Vermutlich Adam Christian Friedrich Reinhard Item:Q97706.
- ↑ Vermutlich Johann Christan Lossius Item:Q94429.
- ↑ Johann Caspar Tromsdorf Item:Q1236.