D-Q9941

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Commentary

Transcript

Unterthänigster Bericht über die Provinz
Ionien
von den Monaten, Aban, Ader und Din. 1154

Beym Niederschreiben der vorstehenden Zeile würden sich
meine Wangen mit Schaamröthe gefärbt haben, wenn der
Verzug von drey Monaten, im Fehler meiner Nachlässigen
Gemütsart, oder meiner Gleichgültigkeit über Ordnung und
Pflicht wäre. Gewiß hat mich dise Säumniß seit 2 Monaten
aufs lästigste gedrükt; aber unwegräumliche Hindernisse -
Mein Höchstgebietender Erlauchtigster Oberer hat bereits
die Gnade gehabt, mir auf mündliche unterthänigste Bitte
zu verzeihen, also stütze ich mich voll Vertrauen auf dise
Huld und Gnade, und gehe, ohne langweiligere Entschuldigung
über zum Bericht:

                       A. Syracus.
Hier ist aufgenommen, im Monath Aban, auf Befehl des
durchlauchtigste Herrn Inspect: Timoleon, der Br. Fried: Wi#
von Setzel. im O. dict: Nadasty. und ist, nach
eben disem Befehle, um dem O. in Schl. nützliche Dienste
leisten zu können, egen die Mitte des Ader bis zum Diregenten
Grade avancirt worden.

(2) Heinrich Ulrich v. Gadow. im O. Dict. St. Evremont ein
Neffe des würdigen Brs. Cato v. Utica. welcher d 21ten Ader,
in die M.K. introducirt ist. Ein junger Br. der sehr viel Hofnung|<1>
von sich macht, indem er, in den Jahren schon, viel Scharfsinn
und Fleiß mit einander verbindet.

Andere Beförderungen sind nicht vorgefallen. Die drey
M. Magistraten, Spanheim, Jacob Thomasius und Cassiodor haben
sich, durch einige übelverstandene, etwas unschicklich vorlaute
Quib. Licet, einige nachdrückliche Weisungen des Br. Basilii
zugezogen. Sollten sie diese, wie ich von Einem fast besorge,
übel aufnehmen und durch weitläufiges Disputiren sich recht-
fertigen wollen: so würde ich glauben müssen, daß dadurch
weder für sie noch für den Orden viel Gutes gewonnen werden
möchte, und daß also das Beste wäre, sie ihrer eigenen hohen
Odee von sich selbst, aber ohne, daß sie uns eine besser zu nutzende
Zeit raubten, zu überlassen. Sollten Sie aber durch ihre folgenden
qq.LL. zeigen, daß sie sich auf unpartheyischen Untersuchungen
ihrer Selbst leiten lassen können und wollen: so würde
ich unterthänigst vorschlagen; ihnen das Beneficcum des Schott:
Nov.s: angedeihen zu lassen, welchen ihnen theils nähre Anleit-
und zur Selbstkenntniß, theils andre Os. Beschäftigungen
geben würde. Es würde aber nöthig seyn, daß durch den
Br. Präfect von Syracus solche #nstalten gemacht würden,
damit dieser Grad ihnen durch feyerliche Reception, eindringlicher
ge# würde.

Andre unerofnete q.L. habe ich aus Syracus in disen
Monaten nicht erhalten, als das unentsiegelte hirbey erfolgende,
von Sero Walther Fürst; und das Primo v. Henr. Steffano.

                        B. Heropolis.
Ich darf mit reinem Gewissen versichern, daß es nicht meine Schuld ist,
daß hier noch keine Kirche etablirt, und übrigens nicht mehr |<2>
thätigkeit unter den Bbrn. ist. Nächstens hoffe ich die Umstände
dazu günstiger zu finden, und wenn nur die erste Einrichtung ge-
troffen ist: so habe ich zum guten Fortgange, gegeründete Hofnung.
Unterdessen hat das kleine Häuflein hier folgenden Zuwachs erhalten

a) N.N. Reinhold, chatolischer Exprister, ein gelehrter Mann,
gegen 30 Jahr, der sich beym Hofrath Wieland im Hause aufhält, und hier
zur lutherischen Kirche übergetreten ist. von Born hat ihn in Wien als
Fr.Mr. und als Ill. aufgenommen, und ihn hier an mich, zur Auf-
nahme in Ionien gewiesen. Ehe das aber ordentlich geschiehet
erwarte ich v. Born die #cide dieses Bruders.

b) N.N. Hufeland, der Rechte Beflissener aus Danzig, der sich einige
Zeit in Jena privatim aufhalten wird. I.O. d. Oldenburg. Er ist
von Marc Aurel in N_t gebracht, und an mich verwiesen worden.
Er ist ein sehr heller Kopf, der dabey, wenn mich nicht selbes trügt, ein
sehr gutes Herz hat.

c)Hufeland, junior. hiesiger Hofmedicus. Ist von mir ins N_t ge-
bracht. Ein junger Mann, der mir täglich mehr Ursache gibt,
ihn hochzuschätzen und zu liben.

d) Von Buchwald, aus Holstein, der jezt in Jena privatisirt, ##
hat mir durch obbesagten Br. b)Hufeland seinen Revers ausgestelt.
Von meinen mit R.R, habe ich keine andren qq.L.L. erhalten,
als die vom #lavian, welche unerofnet hirbey erfolgen.

                       C Synope
Von dort her bin ich ohne alle Nachricht. Ich habe den 1ten Bahman
an den Br. Präfekt daselbst, Eginhardt und an Lucian in Pelasium
gemeinschaftlich, einen fast langen Brief geschrieben, worin ich gesucht|<3>
habe, sie über ihre Zweifel, und besonders über einige ihrer
Bedenklichkeiten, in Ansehung etlicher Stellen in den Heften
einstweilen durch die Versicherung zu beruhigen, daß
bereits wirklich an einer Revision derselben gearbeitet
werde; und dadurch so wohl, als Be# habe ich getrachtet,
sie zu einer zutrauensvollen Thätigkeit zu bewegen. Ich hoffe
nunmehr bald zu erfahren, ob und was dises Schreiben ge-
wirket habe. So zuverlässig ich übrigens von der Redlichkeit
beyder Bbr. überzeugt bin, so wenig kann ich der Meinung seyn,
daß diser Unthätigkeit von Os. wegen zu lange nachgesehen
werde. Mein unvorgreiflicher und unterthänigster Rath ging
also dahin, noch bis Ausgang der Leipziger OsterMesser dieses Jahres
nachzusehen, weil dann Lucian nach Leipzig kommt, und ich
dort beyde villeicht sprechen kann. Hinkte der Eine oder der
Andre alsdann noch, so wäre mir der Beyfall zuzufertigen
ihnen die OrdensPapire abzunehmen; und so völlig auf ihre
Reverse und zur völligen Ruhe zu verweisen. Doch wünschte
ich herzlich, daß der Fall nicht eintreten möge!

Den bisher in dieser Pftr. unter Nro 4. aufgeführten Br. Seldenu#
habe ich, theils wegen seiner bisherigen völligen Unthätigkeit, theils
wegen verschiedener, bey seinen letzten hiesigen gegen mich geäu-
serten Gesinnungen und Wünsche, für nöthig erachtet, in
Suspension zu setzen, und es dem Eginhardt anzuzeigen. Der Br.
jagt noch immer nach Wissenschaften und Dingen, die er mir, bey
seiner Insinuation, Chimären zu seyn, einräumte. Ich habe es ihm
gerade zu gesagt, daß er bey Uns keine Befridigung darüber finden
würde, und habe es ihm von Ferne merken lassen, daß man nicht|<4>

(2) weiter auf ihn nehmen würde; weitere Explicationen aber habe
ich geglaubt vermeiden zu müssen.

                       D. Pelusium Carct
                       E. Aquinum.
Der Ernst, die Gutherzigkeit, der Fleiß und die Ordnung diser
Kirche macht mirs zur Pflicht, solche der besondren Huld
und Gnade meiner höchstgebietenden Oberen aufs vor-
züglichste zu empfehlen. Die Charaktere diser Bbr. und
die eigene Localität dieses Ortes verbinden sich sehr glücklich,
um die beste Hofnung auf die edle Wirkung zu geben, welche
die genaue Befolgung der Os. Vorschriften hervorbringen
kann. Unter den andren aber unterscheiden sich noch ganz
besonders die Brbr. Claudius Fleury. Allphonsus Costatus
und Barnabo Visconti, nicht nur durch den Eifer und
die Pünktlichkeit womit sie jede Ordensvorschrift befolgen,
sondern auch durch die Wärme des Herzens womit sie
an der Besserung der kleinen moralischen Fehler ihrer Bbr.
heimlich und offentlich arbeiten. Ein ander Br. Sidonius
Apollonius, der bis dahin an wenigsten meinen Beyfall hatte,
hat mich durch sein letztes q.L. sehr angenehm überrascht: Es lautet
"Dreymal erhielt ich mich Herr meiner aufbrausenden
"wallenden Leidenschaften. Dieß konnte ich mit Grunde,
"dem ehrwürdigen Orden verdanken" Solche Wirkung
könnten mir rechter Lohn für vile Mühe seyn!|<5>
Neues ist in dieser M.Kirche dise Monate durch nicht vor-
gefallen, ausser, daß einige Novizen wirklich introducirt
worden.

Die Bbr aber bitten und wie ich überzeugt bin, aus wahrem
Eifer, daß der hohe Orden geruhen wolle, ihnen doch bald die
gnädigst zugesagte Logen Cobnstitution zu ertheilen. Nun wäre
zwar der Provinzial, nach dem Inhalt der Hefte, berechtigt, ein
solches Patent, wie es Belage A. beym Schottischen Ritter Grade
vorgeschrieben ist, zu ertheilen. Allein, ausserdem, daß ich
nicht gerne dergleichen Autorität übe, so habe ich auch nicht
einmal ein dazu erforderliches Siegel, welches doch, zumal
wenn das Patent ohne Unterschrift bleibt, glatterdings unter-
gedrückt werden muß. Aber ich weiß auch, daß, wenn
mein höchstgebitender Os. Oberer, der durchl Timoleon, nicht
zum Gegentheil Ursach zu haben glaubte, Seine Unterschrift
als Os. Oberer dieser Freymaurerey, unendlich gute Wirkung
thun würde. Sollten Ew. durchl., aber nicht geruhen
wollen zu signiren: so wage ich es, unterthänigst zu bitten,
daß höchst dieselben durch den Bruder Ali das Constitutions
Patent, wie es im Heft des Schott:R.grades, Beylage A findlich,
gnädigst wollen ausfertigen, und das Schott: Logen Insiegel
in Wachs untersetzen laßen. Des Orts Name wäre:

                  Ort: Rudolstadt
             Mstr.v.St Friedrich Wilhelm Ludewig v. Beulwitz
             Name der Loge. Günther zum stehenden Löwen.

Eine gnädigste Willfahrung würde den Bbrn, und mir, der ich's
versprochen, sehr viel Freude machen.|<6>

                  F. Lycopolis
Hier hat Paoli Sarpi, als Loval Oberer, einen Namens
Hofmann, vorgeschlagen, und dabey habe ich auch den Br. Lehrl.
Schlegel bey Sarpi insinuirt. Wenn diese beyde gehörig vor-
bereitet sind, so denke ich mit den 5 Brüdern so gleich eine
M.K. zu öfnen; und solche unter die Special Leitung eines
hiesigen Regenten zu setzen. Solche Aufträge haben zeweyerley Nutzen
Sie geben Erfahrung in Os. Geschäften und geben Anhänglichkeit.

Schlegel wird Uns manchmal mit seiner Presse aushelfen
können. Er ist noch kein grosser heiliger; aber ich finde an ihm
vile Folgsamkeit gegen freundschaftlichen Rath; und ich hoffe,
die Os. Erziehung soll an ihm gedeihen.

Noch werden Erw. Durchl. mein höchstgebietender National
geruhen, sich unterthänigst vortragen zu lassen, wie ich zwar,
höchst den Befehl gemäßg darauf bedacht gewesen bin, eine Anzahl
Namen auszusuchen, um solche in Ionien auszutheilen; daß ich
aber, bey nährer Ueberlegung gefunden, daß wenn nicht alle
Namen von einem Register, von Oben herunter gegeben werden,
und die ausgetheilten allemal richtig durchstrichen werden, solches
eine Verwirrung veranlassen muß. Daher es wohl nöthig seyn
möchte, diese Namen vom Primo zu bezihen. Solche, vielleicht
weniger verseentlich schädliche, als bloß unangenehmen Verwirrungen
in den Namen der Personen und Orten, müssen entstehen, wenn sie von
verschiedenen Personen gemacht und gegeben werden. Z.B. erst gestern
empfange ich einen Brief aus Syracus vom Br. Dion. und es findet|<7>
sich, daß er vom Hofrath Schlosser aus Emmedingen im Breisgau sey.
also hätte auch selbst in disem Punkte, die Os. Geographie eine Berich-
tigung von nöthen. Aber, ich glaube auch noch in andren. Es mag
z.B. eine gute Seite haben, daß sich ein Provinzial um den andren nicht be-
kümmern soll. Dennoch könnte ein freundschaftliches vernehmen, nicht
schädlich seyn. Ich war z.B. vorigen Din d 18 & 19## in Halberstadt.
Der Ort gehört, glaube ich, zu Aeolien. Ich fand dort eine gelehrte Gesell-
schaft von 40 Personen, worin ein Paar Glieder sehr schöne Aufsäzze vor-
lasen. Ein Zeichen, daß man dort sich herausarbeiten will. Einige
brave Männer kenne ich dort, die für Uns sehr gerne thätig seyn würden.
Es kommt darauf an, ob W. Pen, sich selbst um sie bemühen, oder
es mir gelegentlich, auf Anweisung der höchsten Obern, überlassen
will. Ausser dem Herrn v. Rochou kenne ich dort noch 5 oder 6
andre, die ganz für den O. gemacht zu seyn scheinen. Aber ohne
Anweisung gehe ich nicht über die Gränzen.

Am Ende des Os. Jahres 1154 hoffe ich so viel Zeit zu gewinnen,
daß ich den Br. Ali im Stand setzen könne, ein vollständiges
Verzeichniß aller Bbr. in der Prov. Ionien ins Reine zu bringen.
Mit unverbrüchlicher Unterthänigkeit, Treue und Anhäng-
lichkeit verharre, unter Erwartung gnädigster Befehle

                   Erw. durchl.
                   Meines höchst gebitenden Obern

Ionien
Medio Bahmann.
1154.
                                               Unterthänigster
                                               Winefried.

Notes